Der Lech hat seine Energieschuld mehr als erbracht | Fischereiverband
Der Lech hat seine Energieschuld mehr als erbracht
Position des Fischereiverband Schwaben e.V. gegen das von Uniper geplante Wasserkraftwerk am Lech
12.08.2024
Präambel

Wir, der Fischereiverband Schwaben e.V., lehnen das von der Uniper Kraftwerke GmbH geplante Wasserkraftwerk am Lech nahe Kissing bei Flusskilometer 50,4 entschieden und kompromisslos ab. Unsere Ablehnung stützt sich auf umfangreiche ökologische Gründe und fischereiliche Aspekte. Insbesondere möchten wir gleichzeitig auf das zukunftsweisende Projekt Licca Liber hinweisen, dessen Ziel es ist, den Lech wieder seinem ursprünglichen Charakter so weit wie möglich anzunähern. Wir unterstützen dieses Projekt auch aktiv innerhalb unserer Mitgliedschaft im Bündnis der Lechallianz.

Ökologische Auswirkungen durch die Zerstörung der letzten freifließenden Strecken

Der Lech wird von der Landesgrenze bei Füssen bis zur Mündung in die Donau von 43 Querbauwerken zerschnitten und hat derzeit nur noch zwei längere, nicht gestaute und freifließende Abschnitte. Einer dieser Abschnitte liegt im Naturschutzgebiet Stadtwald Augsburg. Er wäre durch das von Fa. Uniper dort geplante Wasserkraftwerk direkt betroffen. Das Kraftwerk soll an einer vorhandenen Sohlschwelle gebaut werden. Der nicht hinnehmbare Verlust dieses noch verbliebenen freifließenden Flussabschnitts würde die ökologische Vielfalt und Dynamik des gesamten Flusssystems stark beeinträchtigen. 

Im absoluten Gegensatz zu den Planungen von Uniper zielt das Projekt Licca Liber darauf ab, die Durchgängigkeit des Flusses herzustellen und die Lebensräume für Fische und andere aquatische Lebewesen aufzuwerten. Freifließende Flussstrecken sind essenziell für die natürliche Selbstreinigung des Wassers, den Sedimenttransport und die Vernetzung sämtlicher Flusslebensräume. Durch die Wiederherstellung natürlicher Flussläufe und die Schaffung von Auenlandschaften wird die Biodiversität gefördert und der ökologische Zustand des Lechs nachhaltig verbessert.

Beeinträchtigung der Fischpopulationen und Verlust von Biodiversität

Die Errichtung eines weiteren Wasserkraftwerks am Lech würde erhebliche negative Auswirkungen auf dessen Fischbestände haben. Der Lech ist ein einzigartiger Lebensraum für zahlreiche Fischarten, darunter stark gefährdeten Arten wie der Äsche und dem Huchen. Der Bau und Betrieb des Wasserkraftwerks würden die natürlichen Wanderwege der Fische unterbrechen und deren Laichplätze zerstören. Das geplante Wasserkraftwerk würde nicht nur die Fischbestände, sondern das gesamte Flussökosystem massiv beeinträchtigen. Durch die Regulierung des Wasserflusses und die Veränderung des natürlichen Flussbettes würden viele wasserabhängige Pflanzen- und Tierarten ihren Lebensraum verlieren. Die Veränderung der Dynamik zur Umlagerung von Geschiebe würde die natürliche Flussmorphologie erheblich beeinträchtigen, was unweigerlich zu einem erheblichen Verlust der Biodiversität führen würde.

Das Projekt Licca Liber hingegen verfolgt das Ziel, die natürliche Dynamik des Lechs wiederherzustellen. Dies umfasst die Wiederanbindung von Seitenarmen, die Schaffung neuer Flussabschnitte und die Renaturierung von Uferzonen. Diese Maßnahmen tragen dazu bei, die natürliche Vielfalt zu erhalten und das ökologische Gleichgewicht zu fördern. Licca Liber ist ein zentraler Bestandteil der Bemühungen, den Lech als Biotopverbundachse und einzigartiges Ökosystem zu erhalten. Der Bau eines neuen Wasserkraftwerks würde die bereits stark eingeschränkte Biodiversität weiter gefährden und die vorgesehenen Renaturierungsmaßnahmen behindern.

Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie

Die EU-Wasserrahmenrichtlinie fordert einen guten ökologischen Zustand der Gewässer bis 2027. Der aktuelle Zustand des Lechs entspricht diesen Anforderungen auf nur 26 der 168 Kilometer seiner Fließstrecke. Um die Ziele der Wasserrahmenrichtlinie zu erreichen, sind umfangreiche Maßnahmen zur Wiederherstellung der Flussdynamik und zur Anbindung der Auen notwendig. Das geplante Wasserkraftwerk würde diese Bemühungen massiv konterkarieren und die ökologische Qualität des Lechs weiter verschlechtern.

Resilienz gegenüber dem Klimawandel

Angesichts der fortschreitenden Klimakrise ist die Anpassungsfähigkeit unserer Flusssysteme von zentraler Bedeutung. Ein renaturierter Lech mit intakten Auen und einer natürlichen Flussdynamik ist wesentlich widerstandsfähiger gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels. Das geplante Wasserkraftwerk würde die Resilienz des Lechs gravierend verschlechtern.

Fazit

Der Fischereiverband Schwaben e.V. fordert die Verantwortlichen und Entscheidungsträger auf, das geplante Wasserkraftwerk am Lech nicht zu realisieren. Die ökologischen Kosten dieses Projekts sind nicht zu beziffern und würden irreparable Schäden verursachen. Stattdessen muss das Projekt Licca Liber als beispielhaftes Projekt noch stärker forciert werden, da es zeigt, dass nachhaltige Entwicklung und der Schutz unserer natürlichen Ressourcen Hand in Hand gehen können. Nur so können wir eine lebenswerte Natur und Umwelt für zukünftige Generationen sichern.


Unser Positionspapier


‹ Zurück zu den Nachrichten

Teilen Sie diese Nachricht